Prolog
Ihr lest einen der drei Texte nach A. A ist meine Ex-Freundin, die mich ohne Vorwarnung einen Tag vor Valentinstag am Telefon verlassen hat. Eigentlich hat sie nicht mal das selber durchgezogen. Stattdessen musste ich als logische Konsequenz ihrer Aussagen mit mir selbst Schluss machen. Liebeskummer kommt und geht und im Nachhinein weiß man immer, wofür es gut war. Also kein Stress, A. Vielen Dank für die Trennung.
Nach A sind drei Frauen auf unterschiedliche Weise in mein Leben getreten, zurückgekommen und haben es teilweise wieder verlassen. Jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte verdient. Diese drei Frauen symbolisieren Erfahrungen und Situationen, die wir alle mehr oder weniger aus verschiedenen Perspektiven schon einmal durchlebt haben oder durchleben werden. Deswegen lasse ich euch an der Trilogie nach A teilhaben.
Drei Frauen, drei Texte, drei Tribute:
J – Wenn du jemanden am Haken hast
C – Die bittersüße Tragik von Affären
M – Die drei Worte oder wann sollte man sie sagen?
Godot der Angler
Ich stehe an der Kreuzung und sie vor mir. Sie hätte die Ebenen gewechselt, sagt sie. Von Freundschaft zu etwas anderem. Wir hatten einige Cocktails und ich war auf dem Weg zu einer anderen Frau. Vor den Cocktails waren wir im Theater und haben „Warten auf Godot“ gesehen. Wie passend, denn so wie sie vor mir steht, wartet sie auf etwas, das, wie Godot, niemals erscheinen wird.

Irgendetwas hat ihr immer wieder die Hoffnung gegeben, ich würde irgendwann an dem selben Punkt sein wie sie. Ich würde da auf sie warten und sie mitnehmen, in eine verheißungsvolle Zukunft. Das tue ich aber nicht. Das Einzige was ich bin, ist die unfreiwillige Anglerin, die ihr den Haken aus dem Mund zieht, sie leicht blutend zurück ins Wasser wirft und sagt, sie solle flussabwärts schwimmen. Catch and Release – das ist eine umstrittene Anglermethode, in der Angler Fische nur zum Vergnügen fangen, diese aber wieder zurück ins Wasser entlassen. Weiterlesen →